Sozialarbeiterin & Sozialarbeiter
In der Pfarrei dafür sorgen, dass das soziale Netz trägt
Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter unterstützen Menschen, die allein nicht zurechtkommen: heilend, vorbeugend, in entwickelnder Absicht. Sie begleiten den Aufbau sozialer Strukturen und tragen in der Pfarrei oder Region dazu bei, dass das soziale Netz trägt. Sie regen Aktivitäten an, um möglichst vielen einen Platz in Gesellschaft und Kirche zu ermöglichen.
Die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter der Pfarreien stellen die Menschen mit ihren Sorgen in den Mittelpunkt und setzen sich ein für die Gleichheit und Würde aller Menschen. Sie beraten, begleiten und unterstützen Einzelpersonen, Paare, Alleinerziehende und Familien bei sozialen Problemen sowie rechtlichen und finanziellen Fragen in den Lebensbereichen Arbeit, Wohnen, Gesundheit und im Kontakt mit Ämtern und Behörden.
Ein unentbehrlicher Teil der Pfarreiarbeit
Sie begleiten in Krisen und Entscheidungsprozessen. Sie unterstützen die Arbeit der Pfarrei in deren Gruppen (z.B. Seniorengruppen, Besuchergruppen, interkulturelle Arbeit mit Migrantinnen und Migranten und weiteren) und sind so letztlich oft unentbehrlicher Teil der Pfarreiarbeit und ihr diakonisches Rückgrat.
Das bringst du mit
Sozialarbeit ist Arbeit mit Menschen. Wer sich dafür entscheidet, muss sich deshalb für die unterschiedlichsten Menschen und ihre Nöte, Freuden und Schicksale interessieren. Ohne dieses Grundinteresse und eine positive Einstellung zum Mitmenschen geht es nicht.
Ausbildung
Der Bachelor in Sozialer Arbeit kann an zahlreichen Fachhochschulen erlangt werden. Die wissenschaftlich fundierte und gleichzeitig praxisorientierte Ausbildung befähigt dich dazu, professionell und erfolgreich im vielfältigen Berufsfeld der Sozialen Arbeit tätig zu sein.
Dauer der Ausbildung
3 Jahre bzw. 6 Semester (Vollzeit) oder 9 Semester (Teilzeit)
Abschluss
BSc in Sozialer Arbeit
Weitere Infos
Hier findest du weitere Informationen zu den diversen Ausbildungswegen
«Menschen aus verschiedenen Kulturen und ihre Geschichten kennenlernen macht meinen Beruf so spannend.»
Ronya Jörg, Sozialarbeiterin

Ronya Jörg arbeitet als Sozialarbeiterin in St. Gallen.
«Ich arbeite beim Katholischen Sozialdienst und bin für den Westen der Stadt St. Gallen (Bruggen, Abtwil, Winkeln und Engelburg) zuständig. Wir bieten freiwillige Sozialberatung für Menschen in Notsituationen an. Die allermeisten Personen kommen bei finanziellen Engpässen zu uns. Wir führen Budgetberatungen durch, geben Antworten bei Fragen zu Sozialversicherungen und können punktuell finanzielle Hilfe leisten.
Unsere Klientinnen und Klienten tragen ihre Lebensgeschichten und Schicksale an uns heran. Da ist es wichtig, ihre Themen nicht mit nach Hause zu nehmen und sich abgrenzen zu können. Ausserdem haben wir auch ab und zu Klientinnen und Klienten, bei denen wir «Nein» sagen müssen – beispielsweise, wenn sie mit sehr hohen Rechnungsbeträgen kommen. Das sind immer herausfordernde Situationen. Aber bei der kirchlichen Sozialarbeit können wir uns Zeit nehmen für die Menschen und Lösungsfindung.
Klientinnen und Klienten nicht nur als Zahlen sehen
Vor meiner Arbeit heute habe ich eine Ausbildung zur kaufmännischen Angestellten bei der städtischen Verwaltung gemacht. Ich wechselte dabei alle sechs Monate die Abteilung und durfte auch ein halbes Jahr auf dem Sozialamt arbeiten. Aus Datenschutz- und Sicherheitsgründen hatte ich als Lernende keinen direkten Kontakt mit den Klientinnen und Klienten und arbeitete im Backoffice. Dies frustrierte mich, weil ich gerne die Menschen hinter den Zahlen auf meinem Computer kennenlernen wollte. So kam ich auf die Idee, Soziale Arbeit zu studieren. Entsprechend habe ich nach der Lehre Vollzeit die Berufsmaturitätsschule besucht. Meine Vorpraktika absolviert habe ich im Kinderdörfli Lütisburg, einem Heim für Kinder und Jugendliche mit Lernschwäche, sowie bei der Peregrina Stiftung, einer Beratungsstelle für Asylsuchende und Geflüchtete. Während des Studiums arbeitete ich bei den Sozialen Diensten Wil.
Viel Admin, aber noch mehr Dankbarkeit
Einen typischen Tagesablauf gibt es bei mir nicht. Es kommt immer mal wieder vor, dass Klientinnen und Klienten unangemeldet vor der Türe stehen. Neben den persönlichen Beratungsgesprächen gibt es auch viel Administrationsarbeit zu erledigen. Vielen ist das nicht so bewusst. Es gibt Tage, an denen wir nur Abklärungen für Klientinnen und Klienten erledigen, Mails beantworten, Telefonate führen oder finanzielle Gesuche an Stiftungen schreiben. Aber die Erfolgserlebnisse und die Dankbarkeit der Klientinnen und Klienten sind das, was mich in meinem Beruf erfüllt.
Das Schöne an der kirchlichen Sozialarbeit – im Vergleich zur gesetzlichen – ist definitiv, dass wir für unsere Arbeit sehr viel Spielraum haben. Die finanziellen Fonds werden grösstenteils durch Spenden generiert und unterliegen so keinem Gesetz, das mit einem strengen Raster vorgibt, wem was zustehe.
Neben der Beratung lancieren wir verschiedene weitere soziale Projekte für Menschen in verschiedensten Lebenslagen. Kreative Ideen sind sehr willkommen – praktisch alle unsere Ideen werden bewilligt. Wir veröffentlichen beispielsweise Biografien von Klientinnen und Klienten, stellen von ihnen gemalte Bilder an einer Vernissage aus oder organisieren einen Kleidertausch.»
«In meinem Beruf kann ich das soziale Engagement der Kirche leben. Tag für Tag.»
Martina Helfenstein, Sozialarbeiterin

Martina Helfenstein ist in Sursee LU Sozialarbeiterin für die Katholische und die Reformierte Kirche; zusammen tragen diese die ökumenische Stelle Soziale Arbeit der Kirchen Sursee.
«In meinen drei Jahren Vollzeitstudium in Sozialer Arbeit an der Hochschule Luzern hatte uns Studentinnen und Studenten niemand gesagt, dass auch die Kirche als Arbeitgeberin infrage kommt. Zur Kirche kam ich dann auch per Zufall: Eine Tante zeigte mir ein Stelleninserat, in dem die Pfarrei Baar eine Sozialarbeiterin suchte. Ich bewarb mich und mir gefiel die Vielfalt der Arbeitsbereiche so gut, dass ich sieben Jahre blieb.
Baar ist die grösste Pfarrei im Bistum Basel. Aber nicht nur deshalb gab es für mich zu Beginn viel zu lernen. Begriffe wie Liturgie oder Dekanat waren mir anfänglich fremd, vieles war neu für mich. Als Jugendliche machte ich zwar im Blauring mit, aber das war in meinem vorherigen Leben neben dem Religionsunterricht und den Sakramenten der einzige Anknüpfungspunkt zur Kirche gewesen. So brauchte ich Zeit, um am neuen Ort anzukommen und zum Beispiel das erste Mal ein Kirchenjahr von A bis Z zu erleben. Glücklicherweise gab man mir diese in Baar.
Sich Zeit nehmen für Menschen und Aufgaben
Als Sozialarbeiterin das Leben einer Pfarrei mitgestalten, das ist eine spannende Aufgabe. Jede und jeder im Team hat seinen Blickpunkt, aber zusammen sucht und findet man eine Lösung, und die ist oft besser als jene, die man alleine gefunden hätte. Und man kann sich Zeit nehmen für Menschen und Aufgaben, das ist keine Selbstverständlichkeit im modernen Arbeitsalltag.
Nach sieben Jahren in Baar weckte wiederum ein Stelleninserat mein Interesse: Dieses Mal ging es um den Aufbau einer völlig neuen Stelle für Soziale Arbeit im Städtchen Sursee. Die Möglichkeit, Neues zu gestalten und eigene Ideen einzubringen, wollte ich packen. Und siehe da: Ich wurde angestellt.
«Wichtig ist mir auch die Ökumene, arbeite ich doch für die Katholische und die Reformierte Kirche.»
Soziale Arbeit ist ein spannender, interdisziplinärer Beruf. Im Studium beschäftigst du dich mit Fächern wie Recht, Soziologie oder Psychologie. Und das alles kann ich heute im Arbeitsalltag anwenden. Der ist ja so vielfältig: Ich berate Menschen, die zu mir kommen, bin aber auch in Projekten engagiert. Auf beiden Wegen habe ich Kontakt zu vielen unterschiedlichen Menschengruppen. Und jeder Tag bringt Überraschungen: Meistens weiss ich am Morgen nicht, was mich den Tag durch erwartet. Dafür geniesse ich viele Freiheiten und viel Freiraum.
Abgrenzen als wichtige Komponente
Die Sozialberatung, die einen Teil meiner Arbeit ausmacht, ist einigermassen planbar. Manchmal sind die Anliegen aber auch dringender Natur, da muss ich flexibel sein. Doch viele Klientinnen und Klienten kommen erst auf den letzten Drücker zu mir, wenn sich zum Beispiel ein Problem schon zugespitzt hat oder eine Situation schon ziemlich verfahren ist. Dann pressiert es plötzlich. Dafür kann ich aber nichts, deshalb muss ich mich auch abgrenzen können. Meine Arbeitszeiten sind übrigens regelmässig unregelmässig, aber lange nicht so wie bei Seelsorgern. Das Wochenende ist zum Beispiel meistens frei.
Lange Zeit war ich die einzige Sozialarbeiterin im Team; aus fachlicher Sicht fehlte mir ein Ansprechpartner und ich war eine Einzelkämpferin. Nun habe ich Verstärkung erhalten und wir sind zu zweit im Team. Es ist trotzdem sehr wichtig, Netzwerke zu schaffen und zum Beispiel den regelmässigen Austausch mit den Sozialarbeitenden von anderen Pfarreien, der Gemeinde oder der Schule zu pflegen. Gleichzeitig bin ich Mitglied des Seelsorgeteams und somit auch eine Teamplayerin. Wichtig ist mir auch die Ökumene, arbeite ich doch für die Katholische und die Reformierte Kirche. Nur weil die Menschen eine andere Konfession haben, unterscheiden sich die Anliegen nicht, mit denen sie zu mir kommen. In meinem Beruf kann ich das soziale Engagement der Kirche leben. Tag für Tag.»
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