«Oft denke ich: Was für eine tolle Aufgabe! Ich kann mich einbringen und kreativ sein.»
Marija Neururer, Religionspädagogin
«Im Glauben finden viele Kulturen unter einem Dach zusammen. Das gibt mir Heimat.»
Sonja Lofaro, Religionspädagogin RPI
«Kreativ sein, neue Konzepte und Ideen entwickeln. Das ist viel wert.»
Simon Spielmann, Religionspädagoge und Jugendarbeiter
«Reden wir übers Beten, beginne ich mit Facebook und WhatsApp.»
Marco Martina, Religionspädagoge
«Für Kleinere erfinde ich ein Leiterlispiel zum heiligen Franziskus: So wird Religion lebendig.»
Patrizia Vonwil-Immersi, Religionspädagogin
Religionspädagogin & Religionspädagoge
Unterricht erteilen in der Schule oder Pfarrei
Kinder und Jugendliche sind neugierig, haben Fragen, wollen wissen. Religionspädagoginnen und Religionspädagogen gehen auf junge Menschen zu und geben Unterricht in der Schule oder Pfarrei. Sie sprechen nicht nur von der christlichen Kultur und Gesellschaft, sondern berücksichtigen auch Andersdenkende – Toleranz und Respekt sind von klein auf zu lernen. Religionspädagoginnen pflegen den Kontakt mit Eltern, Lehrpersonen und Schulleitungen.
Jugendliche für den Glauben begeistern
Religionspädagoginnen planen und leiten Freizeitangebote wie Lager, Reisen oder Jugendzentren, damit Kinder und Jugendliche Freude am Glauben finden. Sie begleiten Gruppenleiter in der Pfadi, bei Blauring und Jungwacht. Oder sie sind in der Elternbildung tätig, z.B. mit Bibelkursen oder Krisenberatungen. Zu ihren Aufgaben gehört zudem die Gestaltung von Kinder-, Jugend- und Familiengottesdiensten.
Religionspädagoginnen bereiten Jugendliche und Erwachsene auf Taufe, Erstkommunion oder Firmung vor. Oft arbeiten sie in kirchlichen Gremien oder Arbeitsgruppen und helfen mit, neue Ideen zu entwickeln. Und sie fördern die Mitarbeit von Ehrenamtlichen.
Bist du unsicher, ob es das Richtige für dich ist?
Besuch einen Infotag oder für einen Tag die Lehrveranstaltungen am Religionspädagogsichen Institut RPI. So hast du einen guten Einblick in den Studienbetrieb und kannst dich mit Studierenden und Dozierenden über das Studium und ihre Erfahrungen austauschen.
Das bringst du mit
Du hast Lust auf die Begegnung mit Jugendlichen und Interesse an ihrem Leben. Du willst in der Schule für das einstehen, was du glaubst. Und mit Schülerinnen und Schülern über Gott und die Welt nachdenken und mit ihnen Antworten auf die grossen Fragen suchen.
Ausbildung
Grundstudium: theologische und humanwissenschaftliche Grundlagenfächer mit Praktikum Religionsunterricht und einer obligatorischen Einführungswoche zu Beginn des Studiums
Aufbaustudium: Theoriemodule (Religionsunterricht, Kirchliche Jugendarbeit, Gemeindeanimation, Katechese) und 40–50% Praxisarbeit in einer Pfarrei
Dauer der Ausbildung
Das Grundstudium dauert ein Jahr bei Vollzeitstudium, zwei Jahre berufsbegleitend (du arbeitest bis zu 50% in deinem angestammten Beruf). Das Aufbaustudium dauert zwei Jahre: zwei Tage pro Woche Theorie, zwei bis drei Tage Praktikum.
Abschluss
Bachelor bzw. Diplom als Religionspädagogin/Religionspädagoge RPI
Weitere Infos
Hier findest du weitere Informationen zu den diversen Ausbildungswegen
«Oft denke ich: Was für eine tolle Aufgabe! Ich kann mich einbringen und kreativ sein.»
Marija Neururer, Religionspädagogin
Marija Neururer arbeitet als Religionspädagogin für den Pastoralraum Bischofsberg in Bischofszell.
«Bei uns zu Hause spielte der Glaube schon immer eine wichtige Rolle. Meine Eltern stammen aus Kroatien. Zuerst habe ich lange in der kroatischen Mission ministriert, später engagierte ich mich in meiner Wohngemeinde als Oberministrantin. Die Arbeit mit den Kindern hat mich erfüllt und mein Interesse an religiösen Themen geweckt.
Ich habe eine Lehre als Detailhandelsfachfrau im Bereich Nahrungs- und Genussmittel gemacht. Noch während der Lehre fragte mich der Pastoralassistent der Pfarrei Kreuzlingen, ob ich nicht Lust hätte, hauptberuflich für die Kirche zu arbeiten. Er wies mich auf das RPI Luzern hin, das ich bis dahin gar nicht gekannt hatte.
Im dritten Lehrjahr durfte ich punktuell jüngere Lernende betreuen. Jemandem etwas zu erklären, hat mir immer gefallen. Ich konnte nie verstehen, wenn jemand mit jungen Leuten keine Geduld hat. Also habe ich mich für die Aufnahme am RPI beworben. Während den ersten zwei Jahren am RPI konnte ich 50 Prozent im Detailhandel weiterarbeiten. Studium und Arbeit unter einen Hut zu bekommen, war für mich sehr anspruchsvoll. Obwohl ich mein Ziel immer klar vor Augen hatte, wusste ich manchmal nicht, ob ich das schaffe. Im dritten und vierten Jahr habe ich meine Praxiszeit in der Pfarrei St. Paul in Luzern absolviert. Diese lehrreiche Zeit hat mich in meiner Berufswahl bestärkt und ich war gewappnet für meine zukünftige Stelle.
«Viele denken, dass Religionspädagoginnen vor allem im Unterricht präsent ist. Sie sind dann ganz erstaunt, wenn ich erzähle, was ich sonst noch so mache.»
In unserer Pfarrei sind wir drei hauptamtliche Personen: der Pfarrer, die Pastoralassistentin und ich. Als Religionspädagogin verläuft jede Woche anders. Abgesehen von den fixen Unterrichtszeiten und Sitzungen bin ich sehr flexibel. Nach dem Religionsunterricht bereite ich Lektionen und ausserschulische Projekte für Kinder und Jugendliche vor. Ich organisiere die Firmvorbereitung und Familiengottesdienste oder helfe bei Pfarrei-Anlässen mit. Am Wochenende bin ich oft mit Jugendlichen unterwegs. Ich leite die Jugend- und Ministrantengruppe und das Katecheten-Team des Pastoralraums. Aktuell begleite ich eine Studierende des RPI während ihrer Praxiszeit in unserem Pastoralraum.
Unterricht ist nur ein kleiner Teil
Dieses Jahr unterrichte ich in fünf Klassen. Viele denken, dass man als Religionspädagogin vor allem im Unterricht präsent ist. Sie sind dann ganz erstaunt, wenn ich erzähle, was ich sonst noch so mache, beispielsweise in der Jugendarbeit. An meinem Beruf schätze ich die vielen Freiheiten. Ich muss nicht wie bei einem Bürojob fixe Zeiten absitzen. Ich kann meine Kreativität ausleben und neue Projekte und Ideen umsetzen.
Es gibt ja viele Menschen, die regelmässige Arbeitszeiten brauchen. Ich hingegen nicht. Mir macht es nichts aus, wenn ich an einem Sonntagabend eine Veranstaltung habe. Wenn ich ein Wochenende durchgearbeitet habe, schätze ich es umso mehr, wenn ich dafür an einem anderen Tag frei nehmen kann. Da ich bei so vielen Gremien und Gruppen dabei bin, ist der administrative Aufwand nicht zu unterschätzen. Ich arbeite mit vielen verschiedenen Freiwilligen zusammen und schreibe entsprechend viele Mails, damit alle auf dem neusten Stand sind.
Während des Studiums muss man offen sein und die Bereitschaft mitbringen, Dinge zu hinterfragen. Die theologischen Fächer haben mir dabei geholfen, den katholischen Glauben besser kennenzulernen. Und ich war doch einige Male erstaunt, wie vielfältig dieser ist. Während der Praxiszeit konnte ich das Gelernte direkt in der Praxis ausprobieren.
Team- und Kritikfähigkeit sind wichtig
Auch bei der Arbeit in der Pfarrei braucht es im täglichen Umgang mit Menschen Offenheit. Daneben sollte man als Religionspädagogin Freude an religiösen Themen und an der Glaubensvermittlung haben sowie teamfähig sein, da man mit vielen verschiedenen Menschen zusammenarbeitet. Und man sollte die Fähigkeit mitbringen, mit Kritik gut umzugehen: Man exponiert sich in diesem Beruf doch sehr, und das Feedback kommt jeweils unvermittelt. Da ist es hilfreich, reflektieren zu können, ob man auf dem richtigen Kurs ist. Aber es ist genauso wichtig, zu dem zu stehen, was man macht.
«Ich war lange Oberministrantin. Dieses Hobby habe ich nun zu meinem Beruf gemacht.»
Mir ist der Glaube sehr wichtig. Oft höre ich, dass die katholische Kirche langweilig und altmodisch sei. Ich möchte vor allem den Jugendlichen aufzeigen, dass das nicht so ist. Für Kritik bin ich offen, mir ist es aber auch wichtig, dass sich die Jugendlichen aktiv in der Kirche vor Ort einbringen, denn nur so kann ein Wandel gelingen.
Ich finde es spannend, mit Kindern und Jugendlichen über Glaubensfragen zu diskutieren und sie aus der Reserve zu locken. Kommt man mit ihnen ins Gespräch, stellt man fest, dass Jugendliche sehr wohl eine Meinung zu Glauben und Religion haben – oft einfach nicht die klassischen Bilder dazu. Ich bin gern mit Jugendlichen unterwegs, habe gute Gespräche mit ihnen. Oft denke ich: Was für eine tolle Aufgabe! Und dafür werde ich auch noch bezahlt.
Viel mehr Freiraum als im alten Beruf
Ich trete gerne mit anderen Menschen in Kontakt und geniesse die Freiheit, an einem Projekt zu arbeiten, wie und wann ich will. In meinem alten Beruf als Detailhandelsfachfrau hätte ich nicht so viel mitentscheiden können, die Strukturen waren gegeben. Jetzt kann ich mich einbringen, kreativ sein, Konzepte entwickeln, das mag ich.
Dennoch würde ich zuerst wieder eine Lehre im Detailhandel machen. Auch da habe ich viel für mich gelernt, zum Beispiel, was es heisst, anzupacken. Noch heute profitiere ich von Dingen, die ich in der Berufsschule gelernt habe. Und die helfen mir auch in meinem neuen Beruf.»
«Im Glauben finden viele Kulturen unter einem Dach zusammen. Das gibt mir Heimat.»
Sonja Lofaro, Religionspädagogin RPI
Sonja Lofaro arbeitet als Religionspädagogin bei Missio im Bereich Kinder und Jugend in Freiburg.
«Ich bin eine klassische Quereinsteigerin, denn ich fand erst mit 25 Jahren den Berufseinstieg in die Kirche. Nach einer KV-Lehre bei der Post blieb ich ein Jahr auf dem Büro, und nach einem längeren Sozialeinsatz in Südamerika war ich in der Administration eines Beratungsbüros tätig. Aber an eine Veränderung hatte ich eigentlich schon nach der Lehre gedacht: Ich bin ein Mensch, der nicht gerne stehen bleibt im Leben. Und einen Fuss hatte ich schon immer in der Kirche, denn ich war lange Ministrantin und bis 25 auch Ministrantenleiterin. Zudem sind meine Eltern gläubig, und ich ging als Kind jeden Sonntag in die Messe. Die Kirche war für mich also keine Unbekannte, und mit der Zeit ist die Sehnsucht nach Gott gewachsen.
In der Auseinandersetzung mit mir selbst wurde mir bald klar: Ich brauche eine Arbeit, wo ich mich mehr als Mensch eingeben kann, als das im Büro der Fall ist. Lange tendierte ich mit meinen Plänen Richtung Sozialarbeit oder Psychologie. Die Infos darüber waren immer okay, aber eben nicht mehr. Eher per Zufall stiess ich beim Surfen im Internet mit meiner Schwester dann auf das Religionspädagogische Institut (RPI) der Universität Luzern. Gleich am Tag danach fand eine Infoveranstaltung statt. Ich ging hin und fühlte mich sofort daheim: Jetzt bist du dort, wo du eigentlich sein solltest, war mein Gefühl. Dabei wollte ich eigentlich lange weder in den Lehrerberuf wechseln noch etwas in der Kirche arbeiten.
Als Mensch und im Glauben wachsen und reifer werden
Da war es nur logisch, dass ich trotz allem lange mit mir selber kämpfte: Ist es das Richtige, in der Kirche zu arbeiten, und als Pädagogin, werde ich da glücklich sein? Aber schliesslich meldete ich mich an, und das habe ich nie bereut. Die Ausbildung zur Religionspädagogin ist sehr vielseitig; es ist eine unglaubliche Fülle an Wissen, die ich da aufnehmen durfte. Dadurch konnte ich als Mensch und im Glauben wachsen und reifer werden. Das Studium erfordert eine ganze Reihe von Auseinandersetzungen mit den unterschiedlichsten Themen, und mit sich selbst. So lernte ich, vor Menschen hinzustehen, zu reden und Dinge oder mich selbst zu erklären. Das war eine wichtige Entwicklung für mich. Wir diskutierten viel in der Ausbildung, und ich fragte mich auch immer wieder: Glaube ich noch? Trotz den Zweifeln und dem Ringen, das beides zum Glauben gehört, konnte ich diese Frage für mich immer wieder mit einem Ja beantworten. Aber die Ausbildung bringt dich ganz schön durcheinander.
Eine Dozentin brauchte einmal das Bild eines Puzzles: Am Anfang schaffst du eines mit nur wenigen Teilen, wie ein kleines Kind. Dann steigerst du dich, du schaffst immer grössere Puzzles mit mehr und kleineren, präziseren Teilen. Am Schluss landest du bei der dritten Dimension. Es kommt ständig neues Wissen hinzu, deine Augen öffnen sich und du erkennst immer mehr die Zusammenhänge. Der Glaube erfuhr so eine tiefere Dimension und wurde immer mehr zum prägenden Teil meiner Identität. Doch die Ausbildung am RPI ist nicht alles. Die persönliche Auseinandersetzung und die Arbeit an dich selbst sollte immer wieder ein Teil deines Lebens sein. Stille, Gebet, Bibelmeditationen, Exerzitien und der Austausch über den Glauben mit anderen Menschen gehören seit langer Zeit zu meinem Leben. Nur durch diese persönliche Vertiefung kann ich meinen Beruf ausüben.
Als Religionspädagogin mit Menschen jeden Alters arbeiten
Wer die Berufsbezeichnung Religionspädagogin hört, nimmt meistens an, dass man nur mit Kindern und allenfalls Jugendlichen arbeitet. Doch dem ist nicht so. Viel wichtiger als ein Abschlussdiplom muss immer wieder die Frage nach der Berufung, nach den Charismen und nach den Talenten sein. In meinem Fall darf ich daher, neben dem Religionsunterricht und der Jugendarbeit mit Erwachsenen, auch einen Bibelabend führen, Liturgien mitgestalten und zwischendurch ältere oder kranke Menschen besuchen. Da auch die Musik immer ein wichtiger Bestandteil meines Lebens war, kann ich des Öfteren meinen Gemeindeleiter bei Taufen, Beerdigungen oder Hochzeiten begleiten und mit meinem Gesang die Feier mitgestalten. Auch das ist für mich ein wichtiger Teil meines Alltages in der Pfarrei.
«Ich liebe es, immer wieder Gott ins Spiel zu bringen und zu sehen, was einem da geschenkt wird.»
Überhaupt darf ich so vielen unterschiedlichen Menschen begegnen, wie ich das vorher nie hatte. In diesen Begegnungen werde ich Teil ihres Lebens. Das ist berührend, und es ist auch eine Ehre, zuhören zu dürfen. Ich höre und schaue, was in meinen Gesprächspartnern abgeht, das ist spannend und herausfordernd. Ich liebe es, immer wieder Gott ins Spiel zu bringen und zu sehen, was einem da geschenkt wird. Das ist jedes Mal anders.
Es ist schon eine grosse Freiheit und ein Privileg, meinen Arbeitsalltag so einzuteilen, wie ich will. Und gleichzeitig Zeit zu haben, um einen grossen Teil meiner Identität und Berufung auszuleben. Ich darf etwas leben, das mir wichtig ist, und was meine Leidenschaft ist und in mir brennt, mit anderen Menschen teilen. Wenn ein Junger ebenfalls das Gefühl hat, er brenne für die Menschen und für Gott, dann muss er es probieren.
Manchmal kann die Struktur der Landeskirche allerdings auch einengen. Und wenn die Struktur wichtiger ist als der Mensch, habe ich Mühe. Ebenso wenn ich erlebe, dass die Kirche mehrheitlich zu einem Verwaltungsapparat wird, der sich nur noch um sich selbst dreht. Aber alles in allem kann ich in meinem Beruf die eigenen Fähigkeiten mit ziemlich viel Freiraum entwickeln. Damit muss man auch umgehen können, das macht es nicht immer einfacher.
Offen sein für Menschen, Begegnungen und Geschichten
Um Religionspädagogin zu sein, braucht es Freude am Glauben und Leidenschaft. Man muss ein Feuer in sich spüren, das einen vorantreibt. Dann muss man offen sein für Menschen, Begegnungen und Geschichten, aber auch für Sorgen und weniger schöne Sachen. Die Basis dazu ist für mich meine Beziehung zu Gott, erst das ermöglicht mir die Begegnung mit Menschen. Und mit diesen Menschen darf ich über Glaubensfragen zusammen nachdenken und ringen.
Nicht nur die Ausbildung ist vielfältig, auch der Arbeitsalltag ist es. Ich darf Menschen aus den unterschiedlichsten Schichten und Kreisen kennenlernen. Das konnte ich früher nicht. Meine Arbeit vollzieht sich in der Begegnung mit den Menschen, im Einbringen meiner Charismen und meines Wissens und ist im Glauben an Gott verankert. In der Kirche finden verschiedene Kulturen, Nationalitäten und Sprachen unter einem Dach zusammen. Dies, verbunden mit der gemeinsamen Frage nach Sinn und Glauben, macht es für mich ziemlich einzigartig und gibt mir eine Heimat.
Das ist für mich Heimat: die kulturelle Vielfalt der Menschen verbunden mit der gemeinsamen Frage nach dem Glauben.
«Kreativ sein, neue Konzepte und Ideen entwickeln. Das ist viel wert.»
Simon Spielmann, Religionspädagoge und Jugendarbeiter
Simon Spielmann ist Religionspädagoge und Jugendarbeiter im Pastoralraum Gäu.
Mein Weg in die Kirche ist etwas aussergewöhnlich. Ich war ursprünglich Orthopädist und hatte auch neun Jahre auf diesem Beruf gearbeitet, in einer privaten Orthopädiefirma, die Spitäler und Heime als Kunden hatte. Auch damals hatte ich viel mit Menschen zu tun, vom Baby bis zu älteren Leuten. Diese Kontakte fand ich immer schon spannend. Ich machte mir aber Gedanken zu meiner zukünftigen Arbeit, wollte ich doch nicht mein ganzes Leben als Orthopädist arbeiten.
Theologische Themen hatten mich schon immer interessiert, deshalb schaute ich mir die Ausbildung am RPI in Luzern etwas genauer an. Das Fächerangebot sagte mir sehr zu, das Studium ist sehr breit. Ich ging dann an einen Infoanlass und sprach mit Studierenden und Dozierenden, und mein positives Gefühl verstärkte sich. Die Vielfalt, die Auseinandersetzung mit Theologie, Philosophie oder Didaktik, das faszinierte mich.
Nun arbeite ich das dritte Jahr im Pastoralraum Gäu, seit August 2016 zu 100%. Zuvor hatte ich während des Aufbaustudiums am RPI mein Praktikum im Pastoralraum Gäu absolviert und 40 bis 50% dort gearbeitet. Die Beschäftigung mit ganz unterschiedlichen Menschen gefällt mir sehr: mit Kindern im Religionsunterricht, von der dritten Klasse bis zur ersten Oberstufe, mit Jugendlichen in der Jugendarbeit wie der Firmvorbereitung, aber auch mit reformierten Kolleginnen und Kollegen. Kinder und Jugendliche auf einem Abschnitt ihres Lebenswegs zu begleiten und beim Finden ihres Glaubens zu unterstützen, ist eine schöne Aufgabe.
Authentisch sein und sich selber bleiben
Wer junge Leute begeistern will, muss authentisch sein und sich selber bleiben. Ich kann nur Dinge vermitteln, hinter denen ich voll stehen kann. Bist du nicht glaubwürdig, merken das Kinder und Jugendliche sofort. Man muss in diese Rolle auch reinwachsen, das ist zu Beginn nicht ganz einfach. Aber wenn man mal drin ist, ist es spannend und bereichernd. In einem Lager zum Beispiel bekommt man auch ganz anderes mit vom Leben der Jugendlichen als im Schulzimmer.
Ich schätze die grosse Freiheit, die mein Beruf mit sich bringt. Kreativ sein, neue Konzepte und Ideen entwickeln. Das ist viel wert. Klar, wir haben unsere Vorgaben und ein Pflichtenheft, auch der Lernstoff im Religionsunterricht ist vorgegeben. Aber wie ich das vermittle, ist mir überlassen.
«Ich will aufzeigen, dass die Kirche nicht verstaubt und hinter dem Mond ist.»
Da ich im katholischen Glauben aufgewachsen bin, bin ich in der Kirche beheimatet und fühle mich hier sehr wohl. Es reizt mich, Jugendlichen etwas davon weiterzugeben – und das in einer Zeit, in der viele mit der Institution Kirche gar nichts zu tun haben wollen, weil sie diese als veraltet anschauen. Ich will aufzeigen, dass die Kirche nicht verstaubt und hinter dem Mond ist.
Organisatorisch stellt mein Beruf hohe Anforderungen. Wenn man Religionsunterricht gibt, Erstkommunikanten vorbereitet, Präses einer Jungschar ist und daneben noch weitere Jugendarbeit leistet, muss man auch auf die eigenen Freiräume achten. Ich könnte locker 200% arbeiten, aber damit würde ich mir keinen Gefallen machen. Ich muss mir immer wieder der unterschiedlichen Rollen bewusst sein: Stehe ich im Schulzimmer, habe ich nicht die gleiche Rolle wie als Präses im Jubla-Lager. In der Schule bin ich der Lehrer Spielmann, im Lager der Simon. Aber genau diese Abwechslung macht es aus.
«Reden wir übers Beten, beginne ich mit Facebook und WhatsApp.»
Marco Martina, Religionspädagoge
Marco Martina arbeitet als Religonspädagoge im Bereich der Jugendpastoral. Er leitet seit 2019 die Animationsstelle für kirchliche Jugendarbeit im Dekanat Zürich-Stadt.
Zum Beruf fand ich im Grunde dank meiner Gitarre. Bis 18 war die Kirche kein Thema für mich. Meine Familie stammt aus Süditalien. Vater war mit seinen Obst- und Lebensmittelständen immer unterwegs, Mutter zog uns vier Kinder praktisch allein auf – da blieb höchstens mal Platz für eine Weihnachtsmesse. Eines Tages nahm mich ein Kollege in eine Jugendgruppe der Missione cattolica in Neuhausen mit. Der Missionar dort hatte es drauf mit den Jugendlichen. Als er von meiner Gitarre hörte, liess er mich im Gottesdienst spielen. So bin ich ins kirchliche Umfeld reingewachsen.
«Was du erzählst, musst du auch vorleben. Sonst nehmen dich die Jungen nicht für voll.»
Die Gemeinschaft war ebenso wichtig wie die jeden Freitag stattfindende Katechese für junge Erwachsene. Meist ging der Grossteil von uns Jüngeren nachher Pizza essen. Nebst meiner Leidenschaft für Fussball, der ich aktiv als Spieler in einem Verein nachging, verbrachte ich fast meine ganze Freizeit in der «Missione», leitete Jugendgruppen und organisierte Aktivitäten. Auch meine Frau lernte ich dort kennen. Das hat mich geprägt: zu sehen, wie du als Jugendlicher in der Gemeinschaft zum Glauben finden kannst.
Nach der Schule machte ich erst mal die Ausbildung zum Industriekaufmann. Obwohl ich nie richtig glücklich wahr während meiner Ausbildung, schrieb ich mich an der Fachhochschule fürs BWL-Studium ein, wollte Manager werden. Doch der Gedanke, meine Leidenschaft für die Jugendarbeit und Gott zu meinem Beruf zu machen, packte mich immer mehr. Da erzählte mir eine Kollegin vom Religionspädagogischen Institut, wo ich gleich im Jahr 2010 anfing und im Jahr 2014 abschloss.
Zu Beginn des Studiums stand ich an. Ich hatte den Glauben erst gerade entdeckt und schon sollte ich ihn wissenschaftlich hinterfragen. Doch ich wuchs an den Diskussionen, fand meine eigene Sicht. Parallel arbeitete ich bei IKEA, später als kirchlicher Mitarbeiter in der Pfarrei, um mein Studium zu finanzieren. In dieser Zeit gab ich aus zeitlichen Gründen auch das Fussballspielen auf – kein einfacher Schritt für mich. Zunächst interessierte mich im Studium nur die Jugendarbeit, für die Idee, Religionsunterricht zu erteilen, konnte ich mich am Anfang nicht erwärmen. Heute bin ich aber begeisterter Jugendarbeiter und Religionslehrer.
Beruf und Familie unter einen Hut bringen
In kirchlichen Berufen musst du oft am Abend arbeiten. Mit drei kleinen Kindern, die den Papa am Abend zum Spielen, Geschichtenlesen und gemeinsamen Singen brauchen, ist das nicht immer einfach. Es braucht eine gesunde Familienstruktur und vor allem eine starke und unterstützende Frau im Hintergrund.
Ich liebe meine Arbeit, mache sie aus Überzeugung und heute noch wie einst als Ehrenamtlicher. Zeit mit Jungen zu verbringen, ist für mich in meiner Arbeit das Wichtigste. Gott sei Dank stoppt mich meine Frau, wenn ich vor lauter Elan zu viel arbeite.»
«Für Kleinere erfinde ich ein Leiterlispiel zum heiligen Franziskus: So wird Religion lebendig.»
Patrizia Vonwil-Immersi, Religionspädagogin
Patrizia Vonwil-Immersi ist Religionspädagogin und erteilt in Stans NW Religionsunterricht in der Primar- und Orientierungsstufe. Sie gestaltet Familiengottesdienste, ist Präses in der Pfadi und begleitet Jugendliche auf dem Firmweg. 2024 übernimmt Patrizia Vonwil-Immersi die Leitung der neuen gemeinsamen Fachstelle von OKJ (Offene kirchliche Jugendarbeit) und damp (Deutschschweizer Arbeitsgruppe für Ministrant*innenpastoral).
«Muss man alt sein, um Ordensfrau zu werden? Hatten Sie schon einen Freund?», fragen die Schüler, wenn wir im Kloster sind. Die Ordensfrauen geben gerne Auskunft. Im Unterricht ist der Bezug zum täglichen Leben wichtig. Wir besuchen das «Spuntan», eine Notaufnahme für Jugendliche, oder sehen uns themenbezogene Filme an. In der Orientierungsstufe wählen die Jugendlichen die Themen selbst – ob Judentum, Okkultismus oder Todesstrafe. Oft muss ich mich komplett in ein neues Gebiet eingraben. Auch schon stand ein Muslim den Schülerinnen und Schülern Rede und Antwort zum Islam: «Warum dürfen die Kinder nicht in die Badi? Gibt’s auch für Männer Kleidervorschriften?» Für Kleinere erfinde ich ein Leiterlispiel zum heiligen Franziskus: Wer beim Papst seine Kleider auszieht, muss zweimal aussetzen. So wird Religion lebendig.
Du hast nie 20 Engel in der Klasse. Da braucht’s Ausdauer und klare Regeln. Bei schwierigen Schülerinnen und Schülern musst du voll da sein, mitbekommen, was läuft. Das gelingt nicht immer. Zum Glück habe ich einen guten Draht zu den übrigen Lehrpersonen. Bei denen hole ich mir Infos. Ich mag die tägliche Herausforderung mit den Jugendlichen, die thematische Vielfalt von den Kleinen bis zu den Grossen. Habe ich mal wieder eine besonders schwierige Klasse, bin ich froh, nur eine Doppellektion pro Woche zu unterrichten!
Jugendlichen zeigen: Kirche besteht aus Menschen
Engagement in der jugendlichen Verbandsarbeit gehört zum Job: Als Präses in der Pfadi höre ich in die Höcks rein, coache Leiterinnen und Leiter bei Problemen, bin Ansprechpartnerin für die Eltern und im Lager begleitend dabei. Auf dem Firmweg bin ich mit Jugendlichen ab 18 von September bis Sommer unterwegs, um sie auf die Firmung vorzubereiten – mit Gruppen- und Firmkursabenden sowie Sozialpraktika, etwa auf einer Alp oder mit Behinderten. Vom Infoabend bis zum Thema gleisen wir im Zweierteam alles auf.
Etwa zum Motto «mission possible»: Vieles wird möglich, wenn sich Menschen etwas zutrauen und sich für etwas einsetzen. Als Verkörperung dieser Grundhaltung spannen wir vor der Kirche eine Hängebrücke. Daran hängen Fähnchen, auf denen die Firmanden Farbe bekennen: Was ist mir wichtig im Leben? Wofür setze ich mich ein? Was trägt mich? So erfahren die Jugendlichen, dass Gott vor allem dort wirkt, wo Menschen das Leben gemeinsam anpacken und Veränderung möglich machen.
«Du bist nie allein, arbeitest immer im Team.»
Als Religionspädagogin sind Teilzeitjobs gang und gäbe, du kannst dir die Arbeit frei einteilen. Beides ist perfekt, um Beruf und Familie zu verbinden. Du bist nie allein, arbeitest immer im Team. Das geht nur, wenn du dich gerne mit Menschen abgibst. Einzelgänger wären verloren. An der Basis ist es egal, ob du eine Frau oder ein Mann bist. Da zählt nur dein Engagement.
Das Hobby zum Beruf gemacht
Mit sechzehn hätte ich mir nie träumen lassen, Religionspädagogin zu werden. Damals hatte ich anderes im Kopf, wie die meisten Jugendlichen. Ich absolvierte eine Drogistenlehre und die Kosmetikschule, war zwei Jahre als Sachbearbeiterin in einem grossen Drogerieunternehmen tätig und sammelte viele Erfahrungen. Der Kontakt zu Menschen war mir dabei schon immer wichtig. Den Stein ins Rollen brachte mein damaliger Präses in der Pfadi: Dank ihm begann ich ehrenamtlich im Pfarreirat mitzuwirken, wurde später Firmbegleiterin. Ich investierte viel Freizeit in diese Arbeit, empfand sie als wertvoll und lehrreich. Da fragte ich mich plötzlich: Warum machst du’s nicht zum Beruf?
Ich ging an eine Infotagung, war überzeugt und meldete mich am Religionspädagogischen Institut in Luzern (RPI) an. In der berufsbegleitenden Ausbildung lernte ich unglaublich viel. Zum Glück konnte ich bei Fragen aufs Pfarrteam zurückgreifen. Ich war vor, während und nach meiner Ausbildung immer hier in Stans aktiv. Das ist eher aussergewöhnlich.»
Möchtest du mehr wissen? Schreib Patrizia Vonwil-Immersi ein Mail