«Das A und O für diesen Beruf ist es, Menschen gerne zu haben. Einfach weil sie sind.»
Ivan Šarić, Priester
«Kein anderer Beruf bietet so viele Möglichkeiten, mit unterschiedlichen Menschen in Kontakt zu kommen.»
Bartek Migacz, Priester
«Der Nimbus des Pfarrers ist heute verloren. Das spornt an, sich den Respekt zu verdienen.»
Daniel Krieg, Priester
«Menschen einladen und immer wieder Neues wagen. Das kann ich hier.»
Daniel Noti, Priester
«Taufe, Hochzeit, Tod: Was ein Mensch in einem Leben sieht, gibt’s bei mir an einem Tag!»
Daniel Fischler, Priester
Priester
Nicht einfach ein Beruf unter vielen
Priester werden? Nein danke! Wie soll ich dazu in der Lage sein, mit all meinen Unzulänglichkeiten? Wer kann das: ehelos leben, gehorsam und immer verfügbar? Und das ein Leben lang. Wie sieht die Arbeit in ein paar Jahren aus? Ein paar Einsame auf verlorenem Posten? Doch ist es möglich: denn Gott ruft, wen er will.
Die katholische Kirche ist herausfordernd, wenns um ihre Priester geht. Sie sucht Männer, die von Gott so tief angerührt wurden, dass sie für ihn vieles hinter sich lassen. Priester zu sein, ist daher nicht einfach ein Beruf unter vielen. Die Leidenschaft für Gott ist entscheidend!
Du bist für andere da
Priester sein ist ein Leben im Dienst für andere. Ein Priester steht Menschen in allen Phasen des Lebens bei. Durch seine Arbeit verkündet er die Frohe Botschaft Christi. Er feiert die Sakramente und Gottesdienste. Priester machen deutlich, dass Gott immer wieder neu für die Menschen da ist und mitten unter uns lebt. Kein Wunder also, dass die Kirche Menschen braucht, die mit all ihrer Kraft dabei sind!
Du stehst mitten im Leben
Priester sind dort, wo Menschen getauft werden, leben, arbeiten, ihren Alltag gestalten. Soziales Engagement und Seelsorge sind das Wichtigste – ob Gespräche, gemeinsames Gebet oder Aktivitäten in der Pfarrgemeinde. Ein Priester begleitet Menschen bei Krankheit, Todesfällen, Einsamkeit oder in Sinnkrisen. Oder er baut Hilfsangebote auf für Jugendliche, Obdachlose, Menschen ausländischer Herkunft oder Betagte. Als Priester kannst du dich auch als Religionslehrer oder Jugendseelsorger engagieren.
Du spendest Sakramente
Priester leiten Gottesdienste, halten Predigten, feiern die Eucharistie und spenden Sakramente: Beichte, Versöhnung, Taufe und Ehe. Sie salben Kranke, stehen Beerdigungen vor oder gestalten Oster- oder Weihnachtsfeiern.
Du arbeitest im Team
Priester arbeiten eng mit dem Pfarreiteam zusammen. Als Vikar oder Kaplan wirken sie im Seelsorgeteam von einzelnen Pfarreien oder Seelsorgeräumen. Als Pfarrer leiten sie eine Pfarrgemeinde oder einen Pastoralraum. Sie kümmern sich um Personalfragen, Finanzen, Freiwilligenarbeit und sind in Kontakt mit anderen Pfarreien oder dem Bistum.
Spezialgebiete
Manche Priester sind Gefängnis- oder Spitalseelsorger, forschen und lehren an Hochschulen, arbeiten bei kirchlichen Ehe- oder Jugendberatungsstellen oder in der Bistumsleitung.
Nimm dir Zeit
Wenn du nicht 100% sicher bist, ist das kein Grund, dich nicht auf den Weg zu machen, um deiner Berufung auf die Spur zu kommen! Nimm dir Zeit, in dich reinzuhören und dich besser kennenzulernen. Sprich mit jemandem, dem du vertraust und der Erfahrung hat – zum Beispiel mit dem Pfarrer oder der Religionslehrerin im Ort. Oder nimm Kontakt auf mit einem der auf dieser Seite aufgeführten porträtierten Priester.
Hol dir Infos darüber, was ein Priester im Alltag macht, auch aus Büchern und dem Internet. Oder hilf erst mal ehrenamtlich in deiner Pfarrei oder einer kirchlichen Gruppe mit. Ein guter Startpunkt ist auch das Einführungsjahr für Priesteramtskandidaten: Da hast du Ruhe und Zeit, deine Berufung zu entdecken.
Ausbildung
Theologiestudium an einer Hochschule oder Universität, gefolgt von einem Pastoraljahr im Priesterseminar oder der zweijährigen Berufseinführung im Nachdiplomstudium; Priesterweihe. Mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung kannst du auch ohne Matura Priester werden, und auch für Quereinsteiger mit einem anderen Studienabschluss gibt es Möglichkeiten: Der konkrete Weg ist im Einzelfall zu besprechen. Weitere Infos bekommst du unter info@chance-kirchenberufe.ch.
Dauer der Ausbildung
Das Hochschul- bzw. Universitätsstudium dauert fünf bis sechs Jahre und ist als Vollzeitstudium konzipiert.
Abschluss
Master in (kath.) Theologie (MTh) oder kirchliches Diplom
Weitere Infos
Hier findest du weitere Informationen zu den diversen Ausbildungswegen
«Das A und O für diesen Beruf ist es, Menschen gerne zu haben. Einfach weil sie sind.»
Ivan Šarić, Priester
Ivan Šarić arbeitet als Priester in der Bruder-Klaus-Pfarrei in St. Gallen-Winkeln.
Meine Tage beginnen früh mit einem Gebet, um Kraft für meine Aufgaben zu schöpfen. Neben der Verantwortung für Gottesdienste sowie der Durchführung von Sakramenten bin ich oft unterwegs und begleite Menschen in verschiedenen Lebenslagen – seelsorgerisch und spirituell. Das A und O für diesen Beruf ist es, Menschen gerne zu haben. Einfach weil sie sind.
Von der Polymechanik über die Päpstliche Schweizergarde in den Dienst der Katholischen Kirche
Geboren und aufgewachsen bin ich in Wil (SG). Meine Eltern sind 1986 aus wirtschaftlichen Gründen von der Region Herzegowina in die Schweiz ausgewandert. Mit zwei Brüdern und zwei Schwestern wuchs ich als Zweitältester in einer grossen Familie auf. Ursprünglich lernte ich Polymechaniker und arbeitete nach Lehrabschluss kurz bei Stadler Rail, bevor ich ins Militär weiterzog. Ein wichtiges Kapitel in meinem Leben war die Zeit in der Päpstlichen Schweizergarde, in der ich unmittelbar nach dem Militärdienst dreieinhalb Jahre lang diente. In meinem ersten Dienstjahr war ich unter Papst Benedikt XVI aktiv. Schliesslich war ich bis zum Ende seines Pontifikates sowie bei seinem Abschied dabei. In dieser für mich wertvollen Lebensphase beschäftigte ich mich damit, ob ich zum priesterlichen Dienst berufen bin oder nicht. Nach langer und reifer Überlegung sowie vielen Gesprächen mit bekannten Priestern, die mir ihre eigene Berufungsgeschichte erzählten, entschied ich mich dazu, die Schweizergarde zu verlassen und mich als Priester in den Dienst der Katholischen Kirche zu stellen.
Berufung gefunden
Obwohl ich kirchlich in der kroatischen Mission aufwuchs, war für mich klar, dass ich im Bistum St. Gallen studieren werde. Hier war ich sechs Jahre lang in der Pfarrkirche St. Nikolaus in Wil als Ministrant tätig. Als ich im Sommer 2015 aus Rom zurückkehrte, besuchte ich das Einführungsjahr zum Theologiestudium in Givisiez. Damals setzte ich mich nochmals intensiv mit meiner Berufung auseinander. Nach dem Einführungsjahr trat ich ins Priesterseminar St. Lambert in Lantershofen in Deutschland ein, wo ich mein Theologiestudium beendete.
Work-Life-Balance: musikalisch und sportlich fit bleiben
Als Priester habe ich verschiedene Arbeitsorte. Etwa ein Drittel meiner Arbeitszeit verbringe ich vor Ort: an Gottesdiensten, Beerdigungen, Sitzungen, Erstkommunion-Vormittagen, Firmwochenenden- oder im Religionsunterricht. Die restliche Arbeitszeit widme ich den Vorbereitungen dafür. Diese erledige ich meistens in meinem Büro in Winkeln oder manchmal auch zu Hause in meiner Pfarrwohnung in Engelburg. Je nachdem, wie ich vorwärtskomme oder wenn ich gerade wenig Termine habe, kann ich mir zwei oder drei Tage freihalten, um meinen Hobbys nachzugehen oder Freunde zu besuchen. Ausgleich zu meiner beruflichen Tätigkeit finde ich in der Musik und im Sport. Ich wandere gerne, jogge regelmässig oder mache Crossfit. Musikalisch interessiere ich mich vor allem für kroatische Lieder, moderne geistliche Musik, aber auch für gregorianische Choräle und Orgelmusik.
«Kein anderer Beruf bietet so viele Möglichkeiten, mit unterschiedlichen Menschen in Kontakt zu kommen.»
Bartek Migacz, Priester
Bartek Migacz arbeitet als Priester in der Pfarrei St. Agatha in Fislisbach.
«Bei mir dauerte es ein bisschen länger als bei anderen, bis ich Priester wurde. Obwohl es meine Erstausbildung ist.
Ich wuchs im Süden von Polen auf und hatte bereits als Kind viel mit der Kirche zu tun: Nach der Erstkommunion war ich unter anderem Ministrant und Leiter einer Jugendgruppe. Durch diese Gruppe hatte ich viel Kontakte zu den Vikaren. Ihre Arbeit hat mich schon als kleiner Junge fasziniert, als sich am Sonntag jeweils fast das ganze Dorf in der Kirche versammelte. Und vorne stand der Priester, der «Auserwählte», feierte mit und führte die Gemeinde durch den Gottesdienst.
Als Maturand verspürte ich den Wunsch, diesen Weg zu gehen. Ein Vikar riet mir, mir Zeit zu nehmen und nicht direkt nach der Matura ins Priesterseminar zu gehen. Also arbeitete ich zuerst einmal und unterstützte meine Eltern finanziell. Nach einem Jahr fing ich ein Fernstudium in Wirtschaft an, da mich Zahlen auch immer fasziniert hatten. Am Schluss des zweiten Semesters wurde aber der Ruf, Priester zu werden, immer grösser.
Polen – Schweiz einfach
2007 wurde ich ans Priesterseminar in der ostpolnischen Stadt Lublin aufgenommen. Der Regens, der einst als Pfarrer in der Schweiz arbeitete und noch Kontakte in die Schweiz hatte, rief mich noch vor Studienbeginn an und fragte, ob ich gleich im ersten Jahr ein Austauschjahr in der Schweiz machen wolle. Ich wollte.
Erst als ich in Luzern ankam, wurde mir bewusst, dass ich hier Theologie nur auf Deutsch studieren kann, nicht auf Englisch. Ich konnte aber kein Deutsch. Also musste ich zuerst ein Jahr in die Sprachschule. Nach einem Jahr sollte ich wieder nach Polen zurück. Aber das war schade – jetzt, wo ich Deutsch konnte. Mein Regens in Polen sagte, ich sollte noch ein weiteres Jahr in der Schweiz bleiben. Ich konnte das Einführungsjahr für Priesteramtskandidaten in Chur machen. Mit der Einwilligung des Regens in Polen durfte ich ein weiteres Jahr in der Schweiz bleiben – mein erstes offizielles Studienjahr.
«In meinem Beruf ist jeder Tag anders. Und das ist zu schön, als dass ich das jemals aufgeben möchte.»
Der damalige Regens Thomas Ruckstuhl fragte mich, ob ich mir vorstellen könnte, fürs Bistum Basel zu studieren. Dafür brauchte ich aber wiederum die Einwilligung des polnischen Regens. Er riet mir dazu, in der Schweiz zu bleiben. Auch weil der Priestermangel hier grösser ist als in Polen.
Ab dem zweiten Studienjahr habe ich mich offiziell als Bistumsstudent und Priesteramtskandidat fürs Bistum Basel angemeldet. 2014 schloss ich das Studium in Luzern mit Mastertitel ab und arbeitete danach drei Jahre in der Aargauer Gemeinde Berikon. 2016 wurde ich zum Priester geweiht.
Der Umgang mit Emotionen kann schwierig sein
Als Priester gleicht kein Tag dem anderen. Ich führe Seelsorgegespräche, organisiere Elternabende, führe Krankenkommunionen durch, bereite die Predigten vor – alles, was halt so dazugehört. Ein Viertel meines Pensums bin ich für die polnisch-sprachige Seelsorge im Kanton Aargau zuständig, das sind rund 4000 Katholikinnen und Katholiken. In den Gottesdienst kommen jeden Sonntag 300 bis 400 Polinnen und Polen.
An meinem Beruf gefällt mir vor allem die Vielfalt, es wird nie langweilig. Und dass man so viele Kontakte knüpfen kann, über alle Generationen hinweg. Von der Taufe über Firmungen und Hochzeiten bis zu Besuchen im Altersheim und Beerdigungen: Ich bin ein Teil der Gemeinde und teile die Sorgen und Freude der Menschen, respektive sie teilen sie mit mir.
Kein anderer Beruf bietet einem so viele Möglichkeiten, mit Menschen in Kontakt zu treten. Es kommt vor, dass ich an einem Tag ein Taufgespräch habe und dann gerade danach ein Trauergespräch. Es ist manchmal schwierig, mit den Emotionen zurechtzukommen. Mit den einen freut man sich, mit den anderen trauert man. Aber das ist auch nicht jeden Tag so. Normalerweise kann man die verschiedenen Gespräche gut aneinander vorbeiplanen.
In meinem Beruf muss man offen sein für Begegnungen. Als Priester lebt man zwar im Zölibat, aber bei der Arbeit kommt man mit vielen Menschen zusammen. Deshalb ist es auch ganz wichtig, ein Teamplayer zu sein. Nicht jemand, der immer selbst gerne bestimmt, sondern mitentscheidet. Man sollte auch die Meinungen der anderen hören und gemeinsam die Entscheidungen treffen.
Priester statt Profitänzer
Was mich dazu bewegt, Priester zu sein? Dass ich in diesem Beruf in besonderer Art und Weise das Evangelium Jesu Christi verkünden darf. Dass man als Priester nicht nur durch das Wort, sondern auch durch das eigene Leben den Mitmenschen zeigen kann, dass man keinen Heiligenschein braucht, um Christus nachzufolgen. Dass jeder die Möglichkeiten in sich hat, die es dazu braucht. Als Priester gibt man den Menschen gewisse Hinweise, damit sie das erkennen. Jeder Mensch entscheidet aber für sich selbst, in welcher Weise er Christus nachfolgen will.
«Als Priester bin ich ein Teil der Gemeinde und teile die Sorgen und Freude der Menschen, respektive sie teilen sie mit mir.»
Ob man Priester wird, hängt natürlich auch davon ab, ob man sich für diese Aufgabe berufen fühlt. Wenn man diese Stimme nicht in sich hat, ist es schwierig, sich für diesen Beruf zu entscheiden. Ich habe kürzlich mit drei Jugendlichen gesprochen, die unentschlossen waren. Sie hatten zwar Lust, den Glauben näher kennenzulernen und an dessen Wurzeln zu gehen, hatten gleichzeitig aber auch Angst vor der Entscheidung, sich so langfristig zu binden. Bei diesem Beruf darf man sich nicht von der Annahme blenden lassen, dass man einen sicheren Job bis ans Lebensende hat. Wenn man den Beruf vor allem aus solchen Gründen ergreift, ist man als Priester ziemlich schnell ausgebrannt.
Als Jugendlicher wollte ich unbedingt Profitänzer werden. Mich haben lateinamerikanische Tänze fasziniert. Jetzt tanze ich halt in der Freizeit: Inzwischen bin ich auf polnische Volkstänze umgestiegen.
Auch wenn ich mir immer auch einen Beruf in der Privatwirtschaft vorstellen konnte: einer Arbeit mit fixen Arbeitszeiten nachzugehen, acht Stunden am Schreibtisch zu sitzen und jeden Tag das Gleiche zu tun, reizt mich überhaupt nicht mehr. Als Priester ist jeder Tag anders. Und das ist zu schön, als dass ich das aufgeben möchte.»
«Der Nimbus des Pfarrers ist heute verloren. Das spornt an, sich Respekt zu verdienen.»
Daniel Krieg, Priester
Daniel Krieg leitet die beiden Pfarreien St. Martin und Bruder Klaus im Seelsorgeraum Altdorf UR.
«Da kommt der junge Schnösel und weiss alles besser», dachten wohl manche, als ich als Pfarrer in Altdorf begann. Die Gemeinde war in zwei Pfarreien geteilt. Beim Zusammenführen stiess ich zuerst auf Widerstand. Heute ziehen wir an einem Strick. Früher gab es fünf Priester, heute bewältige ich das Pensum mit meinem Pfarreiteam. Das gelingt auf Dauer nur, wenn die Leute vom alten Versorgungsdenken wegkommen, ihren Glauben aktiver leben und sich engagieren. Es ist spannend, traditionelles Denken aufzubrechen, braucht aber Zeit.
Ein gut gepackter theologischer Koffer ist nützlich. Doch auch mit dem Kopf im Himmel musst du mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben. Früher war der Pfarrer ein Gott in Schwarz. Heute hast du den Nimbus verloren, musst dir den Respekt erst verdienen. Das spornt mich an. Der Job geht manchmal an die Nieren – ob Notfallseelsorge bei Lawinenverschütteten, Spitalbesuche oder Todesfälle daheim. Es berührt, wenn du Einsamkeit oder Verwahrlosung erlebst. Und du erreichst nie alle. Wer deine Hilfe nicht will, dem kannst du nur signalisieren: Die Tür steht offen. Ich bin froh um die Gabe, am Abend ablegen und schlafen zu können. Sonst verbläst es dich.
Überzeugende Vorbilder in der Pfarrei
Bibelgeschichten mochte ich schon als Kind. Im Gymnasium konnte ich mir viele Studienrichtungen vorstellen: Medizin, Biologie, Geografie – und Theologie. Meine Schwester und ich stritten oft, wer mit Vater auf dem Töff am Sonntag zur Bergkapelle ob Siebnen fahren durfte. Die war ein Stück Heimat für mich, der Pfarrer dort ein Original – sehr explosiv, aber echt. Er gab uns Ministranten Verantwortung, liess uns anstelle des Sigrists die Kerzen, Bücher und Hostien parat machen. Mit Leuten konnte er es gut, war sofort da, wenn ihn jemand brauchte. Auch der Pastoralassistent war mir Vorbild: Sein Religionsunterricht machte Spass, in den Jungwachtlagern begeisterte er mit Gespenstergeschichten. Das Päckli in der Pfarrei überzeugte einfach – das gab mir noch vor der Matura den Ausschlag fürs Theologiestudium.
Zu Beginn sah ich mich als Pastoralassistenten mit Frau und Kindern. Während ich im Studium über so manches Bekehrungserlebnis meiner Kollegen staunte, wuchs mein Priesterwunsch langsam heran, ganz ohne Initialzündung. Es war schlicht eine Option, mit der ich mich auseinandersetzte. Ich begegnete Leuten, die das Amt erfüllte. Horchte in mich rein: Kann ich das auch oder ist der Wunsch nach Familie grösser? Nach zwei Semestern im Ausland spürte ich, das ist mein Weg. Danach ging ich gerade aufs Ziel zu – mit Pastoraljahr, später als Diakon und Vikar in der Pfarrei. Ich liess mir Zeit, wollte den Beruf kennenlernen, mir sicher sein. Letztlich entschied das Herz. Viereinhalb Jahre nach der Weihe begann ich als Pfarrer in Altdorf.
«Priester bist du auch, wenn du einkaufen gehst.»
Priester bist du auch, wenn du einkaufen gehst. Oft wirst du unterwegs angesprochen, leistest «Trottoirseelsorge». Die Verfügbarkeit ist wichtig, kann aber eine Last sein. Darum gehe ich raus an meinem freien Tag. Ich wandere oder bin auf der Alp. Oder ich lese, um mein Ziel von 1 Million Buchseiten zu erreichen. Bürde ich mir zu viel Arbeit auf, sorgt mein Pfarreiteam für Balance: Für jeden bezogenen freien Tag bekomme ich ein Kleberli auf eine Sammelkarte, für eine volle gibt es ein Geschenk.
Die Rolle ablegen, nur Mensch sein
Ausgleich bietet auch meine Familie. Bei ihr kann ich meine Rolle ablegen, nur Mensch sein. Natürlich bitten meine Geschwister auch mal um geistigen Rat. Genauso wie ich bei Rückenschmerzen zu meiner Schwester in die Physiotherapie gehe. Doch für sie bleibe ich der alte Daniel. Halte ich die Kinder meiner Geschwister im Arm, denke ich schon mal: Wär doch schön. Dann sehe ich wieder, wie viele Impulse ich geben und schöne Begegnungen ich erleben darf – und der Weg zurück zur Gelassenheit fällt leicht.»
«Menschen einladen und immer wieder Neues wagen. Das kann ich hier.»
Daniel Noti, Priester
Daniel Noti arbeitet als Priester in den Pfarreien Region Leuk.
«Ich traf immer wieder auf Menschen, die mir den Glauben vorlebten und ein lebendiges Bild der Kirche ermöglichten. Das will ich als Priester jetzt auch tun. Ich lade die Menschen ein, gehe auf sie zu und habe ein offenes Ohr. Dabei habe ich so viele Möglichkeiten. Ich kann Neues wagen und Vielfalt zulassen – zum Beispiel beim Besuchen von jungen Familien oder bei Jugendgottesdiensten.
Ich habe in Fribourg und in Rom Theologie und Philosophie studiert und wurde 2013 zum Priester geweiht. In meiner Pfarrei arbeite ich mit einem Priester und einem Diakon zusammen. Mein Aufgabengebiet umfasst neben den Gottesdiensten, Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen unter anderem auch die Jugendarbeit und den Religionsunterricht.
«Für die Menschen da sein ist das Wichtigste in meiner Berufung.»
Mir ist wichtig, dass die Kirche auf die Menschen zugeht, ihre Anliegen wahrnimmt und sie auf ihrem Lebensweg begleitet und unterstützt. Durch diese persönlichen Begegnungen erhalte ich zahlreiche, ermutigende Reaktionen. Menschen, die der Kirche oft fernstehen, sind auf einmal bereit, mitzuhelfen und so einen wichtigen Beitrag zu leisten für eine lebendige Pfarrei.
Bezüglich meiner Zukunft bin ich völlig offen. Ich lasse es auf mich zukommen, wohin mich mein Weg als Priester noch führen wird: Für die Menschen da sein ist das Wichtigste in meiner Berufung. Dies möchte ich auch weiterhin tun.»
«Taufe, Hochzeit, Tod: Was ein Mensch in einem Leben sieht, gibt’s bei mir an einem Tag!»
Daniel Fischler, Priester
Daniel Fischler leitet den Pastoralraum Allschwil-Schönenbuch BL.
«Was mir am meisten Freude macht? Mit Leuten etwas entwickeln und umsetzen. In der Pandemiezeit müssen wir sehr kreativ sein. Einen dritten Sonntagsgottesdienst führten wir ein. Mit dem Team zusammen entwickelten und organisierten wir eine ‹To go› Aktion. Es wurden verschiedene Tüten für Familien mit Kindern abgepackt, darin enthalten waren Gebete, Erklärung der Rituale, etwas Süsses und biblischen Geschichten und Bilder zum Ausmalen. Auch die Aktion ‹Oster to go› fand regen Anklang. Diese Tasche mit Gebeten, mit gesegnetem Palmstrauss und einer gesegneten Osterkerze wurde für jene Menschen bestellt und ausgeliefert, die nicht mehr gut zu Fuss sind oder wegen der Pandemie den Kirchenbesuch mieden.
Meine Arbeit bietet viele Facetten und Freiheiten. Das ist ein Geschenk! Da habe ich zum Beispiel mit einem Sterbenden zu tun und eine Stunde später halte ich ein Taufgespräch und freue mich über das Neugeborene.
Glaube, gesunder Menschenverstand und Bodenhaftung
Ein Priester braucht zuerst einmal Glauben und einen Bezug zu Christus. Das ist das Fundament, genügt allein jedoch nicht. Du musst auch geerdet und belastbar sein, gesunder Menschenverstand und Entschlossenheit sind gefragt. Nur wenn ich eine Linie habe, bin ich glaubwürdig. Zudem muss ich offen sein für Menschen und andere Meinungen. Zur Abgrenzung und zum Ausgleich halte ich meinen Körper mit Laufen fit oder gehe mit den Hunden spazieren, die ich zweimal in der Woche hüte.
Schwierig fürs Privatleben sind die Arbeitszeiten abends und an Wochenenden. An Familienfeste wie Weihnachten und Ostern komme ich wegen der Gottesdienste immer erst zum Dessert! Wenn die Arbeit kaum mehr Luft zum Atmen lässt, träume ich schon mal davon, in der Migros Gestelle aufzufüllen. Doch nie für lange, dann fühle ich wieder: Ich bin am richtigen Ort.
«Während der Ausbildung zum kaufmännischen Angestellten wurde mir klar – ich will für die Kirche arbeiten.»
Warum ich Priester wurde? Als Ministrant und bei der Jungwacht klang zum ersten Mal etwas in mir an: Es tat mir gut, in der Pfarrei mitzumachen. Meine Eltern waren keine streng praktizierenden Katholiken. Doch mich hielt nichts mehr im Bett, wenn am Sonntag die Kirchenglocken läuteten – selbst wenn ich wie die anderen Jugendlichen gerne einen über den Durst trank und erst um vier Uhr morgens heimkam.
Täglich Ja sagen zu meiner Arbeit und zu Gott
Als meine Tante an Krebs starb, fragte ich nach dem Sinn. Und da gibt’s einfach nichts Besseres als die Botschaft von Jesus. Während der Ausbildung zum kaufmännischen Angestellten wurde mir klar – ich will für die Kirche arbeiten. Nach dem Praktikum bei einem Pfarrer dachte ich: Wow, wie lässig ist die Arbeit mit den Menschen, die Begegnungen, das Leben im Pfarrhaus! Ich machte die Ausbildung zum Katecheten und arbeitete zwei Jahre. Mit der Zeit reifte der Gedanke, Pfarrer zu werden. Und so wagte ich es, obwohl ich keineswegs sicher war. Nach Tätigkeiten als Pastoralassistent, Diakon und Vikar wurde ich 2002 zum Priester geweiht. Als sich eine Pfarrvakanz ergab, stieg ich voll in die Pfarreiarbeit ein. Die Erfahrung tat gut und bestärkte mich.
Pfarrer werden ist ein Lebensentscheid, du gibst ein Versprechen ab. Hochzeitspaaren gebe ich immer auf den Weg: Ihr müsst euch jeden Tag von Neuem in die Augen sehen und Ja zueinander sagen können. So sage auch ich täglich Ja zu meiner Arbeit und zu Gott.»