Jugendarbeiterin & Jugendarbeiter
Kinder und Jugendliche in ihrer Freizeit begleiten und unterstützen
Jugendarbeiterinnen und Jugendarbeiter begleiten und beraten Gruppen von Kindern und Jugendlichen in deren Freizeit und motivieren sie zur Eigeninitiative und Selbstverantwortung. Sie begleiten und/oder organisieren Lager der Jugendverbände, in der Regel zusammen mit jugendlichen Leitungspersonen. Sie unterstützen Projekte der Kinder und Jugendlichen und organisieren etwa Freizeitaktivitäten oder Projekttage. Sie führen Gespräche mit Gruppen und Einzelpersonen zu Lebens- und Glaubensfragen. Sie beraten, unterstützen und vermitteln in persönlichen Krisen und Notfällen (respektive führen eine Triage zu den entsprechenden Fachstellen durch).
Zum Profil der kirchlichen Jugendarbeit gehören zudem die religiöse Animation sowie die Gestaltung spiritueller Anlässe (Rituale, Meditationen, Jugendgottesdienste). Die Stärke der kirchlichen Jugendarbeit liegt im Aufgreifen oder Einspeisen von religiös und spirituell bedeutsamen Themen und Impulsen, auch und vor allem in ungeplanten Augenblicken. Dies geschieht auch in Kooperation, z.B. mit den Verantwortlichen für den Religionsunterricht.
Das bringst du mit
Jugendarbeitende benötigen Gesprächskompetenz und das Gespür für den «Kairos», den passenden Moment. Es braucht eine gewisse Selbstsicherheit im Auftritt, um die Interessen von Kindern und Jugendlichen in Kirche und Gesellschaft zu vertreten. Es braucht Freude am Kontakt und Austausch – mit den Jugendlichen, aber auch mit massgeblichen Einzelpersonen und Institutionen vor Ort sowie unter Jugendarbeitenden auf regionaler und kantonaler Ebene.
Ausbildung
Für eine Tätigkeit in der kirchlichen Jugendarbeit eignen sich pädagogische und sozialfachliche Ausbildungen mit ergänzender Ausbildung für das kirchliche Berufsfeld. In den deutschsprachigen Diözesen der Schweiz wird mindestens der ForModula-Fachausweis Kirchliche Jugendarbeit gefordert. Aber auch über die vierjährige Ausbildung zum Religionspädagogen oder zur Religionspädagogin RPI in Luzern kann man in der kirchlichen Jugendarbeit tätig sein.
Einen umfassenden Überblick über das Berufsbild ermöglicht das Berufsprofil der Deutschschweizer Fachstelle für kirchliche Jugendarbeit.
«Ich habe gespürt, dass die Arbeit mit Menschen mich glücklich macht und erfüllt.»
Andreas Kaufmann, Leiter Offene Jugendarbeit
Andreas Kaufmann leitet den Fachbereich Offene Jugendarbeit der Katholischen Kirche der Stadt Luzern und arbeitet auch als Jugendarbeiter in der Pfarrei St. Johannes in Luzern.
«Ich habe ursprünglich Möbelschreiner gelernt und auch gerne in dem Beruf gearbeitet. Ich spürte aber, dass ich noch etwas anderes brauche. Die Gewichtung stimmte letztlich nicht für mich. Meinen Zivildienst leistete ich bei der Stiftung Brändi in der Schreinerei. Dort erlebte ich, dass Holz zwar als Werkstoff wichtig ist, aber in erster Linie der Mensch im Zentrum steht. Da entschloss ich mich, mich beruflich zu verändern.
Mit der Berufsmatura fand ich einen guten Zugang zur Ausbildung als Soziokultureller Animator an der Hochschule für Soziale Arbeit Luzern (Fachhochschule). 2012 konnte ich das Praxisjahr in der Pfarrei St. Johannes machen. Es war ein bereicherndes Jahr. Die Stelle wurde nach meiner Ausbildung und einigen Berufsjahren im Nachbarkanton zum Glück frei. Dass ich wieder hier arbeiten kann, ist für mich als Familienvater durch die relative Nähe zum Wohnort ideal.
Struktur ist sehr wichtig
Meine Arbeit braucht sehr viel Koordination. Es gibt so viele Möglichkeiten, dass es manchmal schwierig ist, vor lauter Bäumen den Wald zu sehen. Ich muss sehr strukturiert vorgehen und die Angebote ordnen, damit sie wahrnehmbar werden. Das bedeutet, dass ich viel am Computer sitze – ein Fakt, der mir erst nach der Ausbildung bewusst wurde. Anders wie etwa bei einem Sozialarbeiter machen Gespräche nicht den Hauptteil meiner Arbeit aus. Ich nenne ein Beispiel aus der Praxis: Die Stadt Luzern beauftragte uns, im Rahmen der Stadt- und Quartierentwicklung Jugendliche nach ihren Bedürfnissen zu befragen. Meine Aufgabe ist es dabei, die Partizipation – also den Einbezug der Jugendlichen von der Planung über die Durchführung bis zur Auswertung – zu orchestrieren. Der effektive Kontakt zu den Jugendlichen macht dabei zeitlich den kleinsten Teil aus.
Direkte Rückmeldungen motivieren mich
Ausgleich in der Arbeit ist mir wichtig – und Höhepunkte, auf die man hinarbeitet. Vor einem Jahr zum Beispiel kam das Bedürfnis nach einem Pumptrack im Quartier auf. Dass das Projekt für einen mobilen Pumptrack ein grosser Erfolg wurde, verdankten wir zu grossen Teilen einer guten Vernetzung durch direkte Begegnungen an verschiedenen Orten und Anlässen im Quartier. Diese Vernetzung ermöglicht es uns dann, per Computer, Telefon, Handy und an Sitzungen die Planung voranzutreiben. Es braucht also beides: Den direkten Kontakt zu den Menschen und die Technik für die Planung und Verbindung.
Die direkten Rückmeldungen der Menschen sind für mich sehr wertvoll, egal ob positiv oder negativ. Das motiviert mich für die weitere Planung am Computer. Das ist die Mischung, die meinen Job so spannend macht: Planen, Umsetzen, Evaluieren. Das ist der Dreischritt, welcher mich systematisch begleitet.
Ich arbeite mit vielen verschiedenen Menschen: Da sind überaus aktive Jugendliche mit ihren ebenso aktiven Eltern, aber es gibt auch lethargische junge Menschen mit fast inexistenten Eltern. Mit beiden arbeite ich gern.
Ich bin Brückenbauer zwischen den örtlichen Vereinen, zum Beispiel der Pfadi und der Jubla: Da gibt es belebende Konkurrenz, und die Jungen versuchen dadurch auch immer neues zu bieten und zu entwickeln. Manchmal ist es eine Herausforderung, den Übereifer und das teilweise Gegeneinander in Bahnen zu lenken. Ich versuche dann das Miteinander zu betonen und zu stärken, zum Beispiel bei einem gemeinsamen Dankesanlass.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Ich bin Vater von drei Kindern und da ist mir ein naher Arbeitsort wichtig. Ich schätze auch die sehr flexible Arbeit – ich bin da mein eigener Meister. Ich arbeite viel zu Randzeiten, dann wenn die Jugendlichen keine Schule haben. Das gibt mir auch die Freiheit, einmal an einem Morgen daheim zu sein und mit den Kindern zu spielen.
Ich fühle mich sehr wohl in meiner Pfarrei und auch im Pastoralraum. Es passiert aber immer wieder, dass ich Arbeitsspitzen habe, die sich kumulieren, weil Vieles gleichzeitig los ist. Oft eröffnen sich Chancen, die viel zu tun geben, aber ich bin der Typ, der das sucht. In den Schulferien kann ich mein Pensum reduzieren und Überstunden abbauen. Dieses flexible Arbeiten schätze ich sehr. Gerade weil man in dem Job immer noch mehr machen könnte, ist es sehr wichtig, sich abzugrenzen. Aber das gelingt mir recht gut.
Ich liebe sowohl die Arbeit an der Basis wie auch die übergeordnete Ebene, wo ich gerne auch strategisch plane. Manchmal geht es zu wie in einem Bienenstock. Da ist es wichtig, dass ich mich dennoch auf etwas fokussieren kann. Mir ist wichtig, Zeit zu haben und voll da zu sein, wenn mich jemand braucht.»
«Als Jugendarbeiterin muss ich kreativ sein und um die Ecke denken können.»
Marina Tomanek-Burgener, Jugendarbeiterin
Marina Tomanek-Burgener arbeitet als Jugendarbeiterin in der Pfarrei Heilig Chrüz in Oberrieden.
«Ich habe Sozialarbeit an einer katholischen Fachhochschule in Deutschland studiert und machte dann einen Bachelor-Abschluss, der in Deutschland und der Schweiz anerkannt ist. An meiner ersten Stelle arbeitete ich mit Jugendlichen in einer Wohngruppe, aber das gefiel mir nicht richtig: Der Handlungsrahmen war sehr eng, auch war das Team recht klein. Hier in der Pfarrei bin ich jetzt in der Offenen Jugendarbeit tätig, und das entspricht mir eindeutig besser: Die Jugendlichen wählen selber, ob sie mit mir zu tun haben wollen oder nicht, es gibt keinen Zwangskontakt.
Ich bin im Oberwallis aufgewachsen, im Dorf war die Kirche immer sehr präsent, man ging jeden Sonntag in die Kirche. Ich bin in einem recht kirchlichen Umfeld aufgewachsen und war auch immer sehr gläubig, ohne mir dessen wirklich bewusst zu sein. Für das Studium der Sozialarbeit entschied ich mich, weil ich in meinem Umfeld schwere Krankheiten erlebt hatte und Menschen unterstützen wollte. Die Jugendarbeit in der Kirche passt für mich sehr gut dazu.
Von der Kanutour bis zur Firmreise
In der Pfarrei biete ich einerseits Jugendlichen Projekte und Freizeitaktivitäten an. Das kann eine Kanutour oder eine Höhlentour sein. Einmal jährlich organisieren wir mit Jugendlichen zusammen ein Lager, an dem alle Kinder in der Gemeinde teilnehmen können. Andererseits unterstütze ich einen Katecheten in der Firmvorbereitung und bin zum Beispiel auf der Firmreise nach Assisi dabei. Und einen kleinen Teil meines 60%-Pensums setze ich für den Religionsunterricht in zwei Klassen ein, wo ich einspringe.
Meine Arbeit ist sehr abwechslungsreich, kein Tag ist wie der andere. Ich bin auch sehr frei und kann meine Fähigkeiten einbringen, wie und wo ich will. Es gibt zwar gewisse Vorgaben, aber keine eigentliche Pflicht. Das finde ich gut so, denn ich muss hinter all meinen Aktivitäten stehen können, sonst merken das die Jugendlichen sehr bald. Ich kann in meiner Arbeit auch selber was erleben, und das macht den Beruf schon sehr speziell.
Es braucht Herzblut, um mit Jugendlichen zu arbeiten
Als Jugendarbeiterin muss ich natürlich Freude an der Arbeit mit Jugendlichen haben, das ist die Grundvoraussetzung. Ich muss kreativ sein und um die Ecke denken können. Ich muss die Augen und Ohren offenhalten, um zu realisieren, was die Jugendlichen wollen und was nicht. Offenheit ist generell ein wichtiges Stichwort: Ich muss offen sein gegenüber ganz unterschiedlichen Jugendlichen und muss auch bereit sein, mich auf Neues einzulassen und Neues auszuprobieren.
Und bei all dem muss ich mit Herzblut dabei sein. Andernfalls machen mir die unregelmässigen Arbeitszeiten, die zum Beruf gehören, schnell einmal zu schaffen. Doch das Unregelmässige hat auch Vorteile: So kann ich meine Arbeitszeit frei einteilen und auch mal kurzfristig frei nehmen. Nur die Feiertage, die können schon eine rechte Belastung sein, in diesen Zeiten wird jeweils eine grosse Präsenz erwartet.
«Meine Aufgabe gefällt mir sehr, weil ich den Jugendlichen zeigen kann, dass Kirche nicht nur Gottesdienst heisst.»
Meine Aufgabe gefällt mir sehr, weil ich den Jugendlichen zeigen kann, dass Kirche nicht nur Gottesdienst heisst. Ich kann mit ihnen zusammen unterwegs sein und ein anderes Bild der Kirche zeigen. Gleichzeitig organisiere ich in einem Lager vielleicht mal einen Gottesdienst, obschon das bei den Jugendlichen vielleicht nicht gerade zuoberst auf der Wunschliste steht. Aber ich arbeite ja für die Kirche. Diese bietet eine super Plattform, um mit Jugendlichen zu arbeiten. Und hat die Leitung ausnahmsweise mal Erwartungen an mich, die für mich nicht stimmen, bespreche ich das mit meinem Chef. So haben wir noch immer eine Lösung gefunden, die beiden passt.
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