Jugendseelsorgerin & Jugendseelsorger
Jugendliche auf dem Weg zum Erwachsensein begleiten
Junge Menschen wollen ernst genommen werden. Oft ist ihnen Religion nicht so wichtig, aber sie sind neugierig gegenüber Mystik, Meditation, Magie und Spiritualität, auch exotischer Art. Jugendseelsorgerinnen und Jugendseelsorger suchen mit ihnen offen und kritisch Zugänge zu Spiritualität, bieten Orientierung und Aufklärung in der Vielfalt. Du begleitest die Jugendlichen auf dem Weg zum Erwachsensein.
Jugendseelsorger geben Religionsunterricht, gestalten Jugendgottesdienste oder führen Sozialeinsätze durch. Sie planen und leiten diverse Freizeitangebote, von Filmprojekten über Discos bis zu Lagern, oder sie organisieren Diskussions- und Elternabende. Sie sind in der Pfadi, in Blauring oder Jungwacht aktiv.
Das bringst du mit
Du möchtest junge Menschen als Einzelne oder in Gruppen begleiten, hauptsächlich in der Freizeit. Dafür braucht es Teamgeist, Einfühlungsvermögen und Offenheit. Du bist eigenständig, scheust dich nicht vor Konflikten und bist verlässlich.
Du hast eine abgeschlossene Berufslehre oder Matura. Erfahrungen in der ehrenamtlichen Jugendarbeit, z.B. bei Jungwacht, Blauring oder Pfadi, sind wertvoll.
Ausbildung
Die Zugänge zum Beruf sind vielfältig: Infrage kommen ein Studium der Theologie, der Religionspädagogik, der Psychologie, der Sozial- oder Heilpädagogik oder Ausbildungen für soziale Berufe an einer Fachhochschule. Das Religionspädagogische Institut RPI in Luzern bietet einen Kompetenzbereich «Kirchliche Jugendarbeit» an.
Abschlüsse
- Kirchliche Jugendarbeiter mit Fachausweis ForModula
- Diplom Religionspädagoge RPI mit Schwerpunkt Jugendarbeit
- Bachelor in Religionspädagogik mit Schwerpunkt Jugendarbeit (Universität Luzern)
- Master in Theologie mit Fachausweis Kirchliche Jugendarbeit
Weitere Infos
Hier findest du weitere Informationen zu den diversen Ausbildungswegen
«Ich kann Erlebnisse bieten, mit so vielen Freiheiten. Das gibt es nur hier.»
Marco Baumgartner, Mittelschulseelsorger
Marco Baumgartner arbeitet als Mittelschulseelsorger im Kollegium St. Fidelis in Stans.
«Ich musste einige Vorurteile ablegen, um ins Theologiestudium einzusteigen. Mit der Zeit entdeckte ich, welche Vielfalt und Tiefe das Studium bietet. Das gilt auch für die Kirche. Die Menschen, die sie ausmachen, wollen mit Ehrlichkeit und Offenheit abgeholt werden. Dazu biete ich Erlebnisse, die verbinden und beGEISTern. So entsteht auch Spiritualität.
Als Jugendseelsorger bin ich unter anderem verantwortlich für den Religionsunterricht, die Firmbegleitung und Jugendgottesdienste. Dazu leite ich den Gemeinde-Jugendtreff mit.
Ursprünglich arbeitete ich als Primar- und Sportlehrer, suchte dann aber eine Veränderung. Auf die Theologie wies mich die Studienberatung hin. Mein ursprüngliches Berufsziel war die Entwicklungszusammenarbeit. Doch dann kam eine Anfrage für die kirchliche Jugendarbeit – und der blieb ich bis heute treu.
«Im Zentrum stehen immer die Menschen, und die sind unglaublich interessant.»
Als Familienvater schätze ich es, dass die Kirche unglaublich viele Freiheiten bietet. Ich kann selber den Inhalt und die Intensität meiner Arbeitszeit sowie die Arbeitszeiten bestimmen. Wenn man mit dieser Freiheit umgehen kann, ist das ein absoluter Traumjob. Zudem geht es in meiner Arbeit um Ganzheitlichkeit, um Kopf, Hand und Herz. So ist meine Arbeit immer sinnerfüllt!
Mit meiner Arbeit hat sich mein Bild der Kirche gewandelt. Zwar sind die Strukturen der Kirche nach wie vor oft verkrustet. Aber im Zentrum stehen immer die Menschen, und die sind unglaublich interessant. Und um diese geht es mir auch: Die Kirche muss zu den Menschen gehen. Das kann ich mit meiner Arbeit.»
«Das Freizeitangebot für Kids ist heute riesig. Da musst du schon was aus der Taufe heben, um sie abzuholen!»
Mathias Burkart, Jugendseelsorger
Mathias Burkart ist Pastoralassistent mit dem Schwerpunkt Jugendseelsorge und arbeitet in Glattbrugg ZH.
«Als Jugendseelsorger geht es mir darum, mit Jugendlichen über Sinnfragen ins Gespräch zu kommen. Ich bin daher kein Jugendarbeiter im klassischen Sinne. Ich eröffne spirituelle Räume, in denen sich Jugendliche erleben und Verantwortung übernehmen können. Das habe ich in meiner eigenen Jugend selber als sehr wertvoll erfahren. Ein Pfarrer hatte mir damals sehr früh Verantwortung übertragen. Mitten in einer Zeit, in der sich vieles veränderte, habe ich gemerkt: Der traut mir das zu! Diese Erfahrung ausserhalb der Familie war prägend.
Ich arbeite mit einem Leiterteam von 25 Jugendlichen zusammen. Das ist ein Pool, um Leute für viele andere Projekte zu motivieren, das Osterlager zum Beispiel. Als Jugendseelsorger muss ich die Fähigkeit haben, eine Gruppe zu bilden und Impulse zu geben. Ich konfrontiere die Jugendlichen auch mit Dingen – wie zum Beispiel einer Diskussion zum Syrienkonflikt. Aber es passiert immer in einer offenen und freiwilligen Form. Jeder kann sagen: Nein, das will ich nicht.
Die Arbeitstage sind nie ganz absehbar. An gewissen Tagen komme ich mit den verschiedensten Generationen in Kontakt. Das macht die Arbeit sehr vielseitig. An Tagen ohne Unterricht oder Abendprogramm erledige ich Büroarbeiten, schreibe meine Predigten oder nehme an Sitzungen teil. Bin ich abends noch im Einsatz, endet der Arbeitstag manchmal um 23 Uhr. Trotzdem ist es ein sehr familienfreundlicher Beruf. Ich kann meine Arbeitszeit sehr flexibel einteilen.
Die Menschen gern haben
Die entscheidende Frage ist: Was brauchen die Menschen? Dies herauszufinden ist die Aufgabe der Seelsorge. Dazu kommt die Bereitschaft, sich ein Stück weit auf Lebenswelten einzulassen und mit anderen Freud und Leid zu durchleben. Man sollte die Menschen gern haben. Es braucht Offenheit der Zeit gegenüber, in der wir leben, und Kreativität. Nur so lassen sich Angebote für echte Bedürfnisse kreieren.
Mit Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Konfessionen und Religionen pflege ich den interreligiösen Dialog. Mit der hinduistischen und muslimischen Gemeinde, die ihren Tempel und ihre Moschee in Glattbrugg haben, bin ich regelmässig in Kontakt. Auch zum reformierten Pfarrer habe ich eine gute Beziehung. Wir wollen als Seelsorgeteam und Kirche zu einem guten Miteinander in dieser Stadt beitragen. Oft haben die Menschen, mit denen ich in Kontakt stehe, auch gar keinen kirchlichen oder religiösen Hintergrund.
Vom KV-Lehrling zum Pastoralassistenten
Als Jugendlicher habe ich für die Kirche Lager geleitet. Danach entfernte ich mich von der Kirche. Nach meiner kaufmännischen Lehre auf der Gemeindeverwaltung reiste ich für ein Jahr nach Brasilien. Zurück in der Schweiz leistete ich Militärdienst, arbeitete als Maurer, Miterzieher und in der Pflege, bis ich schliesslich die Erwachsenenmatur machte. Darauf folgte ein Jahr in einem offenen Kloster in Neuenburg, anschliessend arbeitete ich in einem Jugendheim.
«In meiner Funktion erfahre ich grosse Wertschätzung und erhalte viel Feedback. Das motiviert enorm.»
Theologie und Religionswissenschaften studierte ich nicht in der Absicht, später mal für die Kirche zu arbeiten. Religion war für mich immer ein Stück weit auch ein Spannungsfeld. Meine Frau und ich erwarteten nach dem Studium bereits unser erstes Kind. Da dachte ich: Probier doch mal, wie das in einer Pfarrei so ist. So bin ich zu diesem Beruf gekommen. Nun arbeite ich seit vielen Jahren als Jugendseelsorger. Das Tätigkeitsfeld ist derart vielseitig, dass es nicht zu einer Routine kommt. Ich bin extrem frei. Klar gibt es die vorgegebenen Gefässe wie den Religionsunterricht. Doch niemand schreibt mir vor, was in diesem Unterricht passieren soll. In meiner Funktion erfahre ich ausserdem grosse Wertschätzung und erhalte viel Feedback. Das motiviert enorm.»